Die Chance zur ästhetischen Diversifikation spiegelt sich schon in der Zusammensetzung des Kern-Teams. Die Keimzelle bildeten Komponist Wulfin Lieske und Dramaturg Stephen Ibbotson. Lieske, der über viele Jahre die Ästhetik der Spanischen Romantik mit Einspielung auf historischen Gitarren prägte, wandte sich seit Mitte der 90er Jahren der Neuen Musik zu und schuf mit „Über den Wassern“ (Weltausstellung Hannover, 2000) und „Dreamtime“ (Uraufführung Kölner Philharmonie, 2013) zwei international gefeierte Großkompositionen. Neben Violin-, Klavier- und Klarinettenkonzerten schuf er einen Klavierzyklus sowie diverse Vokal- und Kammermusiken. 2019 wurde am Nationaltheater Bratislava seine Bühnenmusik zu Milan Sládek „Die Magischen vier“ uraufgeführt. Bei den großen Partituren sind es vielleicht am ehesten György Ligeti und Richard Wagner, die durchschimmern, was aber jeder Zeit durch Jazz-Anleihen, Elektronik, Didgeridoo oder orientalische Rhythmik gebrochen werden kann. "Innovation in der Oper kann verschiedene Formen annehmen, z. B. das Experimentieren mit neuen Musikstilen, das Erforschen unkonventioneller Erzähltechniken und die Nutzung moderner Technologien, um das Gesamterlebnis zu verbessern. Innovation ist für die Vitalität der Oper unerlässlich."
Der Australier Stephen Ibbotson war es, der Lieske für die zeitgenössische Oper entflammte. Als Opernsänger führte ihn seine Karriere über die Australien Opera und das Badische Staatstheater an das Staatstheater Stuttgart und diverse europäische Bühnen. Neben dem klassischen Repertoire des 18. und 19. Jahrhunderts waren es vor allem Benjamin Britten und Alban Berg, die ihn begeisterten. Dabei hat er mit renommierten Dirigenten wie Kirill Petrenko und Richard Bonynge und Regisseuren wie Christof Nel, Christine Mielitz und George Delnon zusammengearbeitet. Stephen Ibbotson ist Koordinator und dramaturgischer Experte für das kreative Team. „Die Oper kann als Genre in einer Sackgasse enden, wenn sie nicht neue Wege beschreitet und sich neu definiert,“ diagnostiziert der Australier.
Wenn man den musikalischen Background von Lieske und Ibbotson noch grob unter dem Etikett E-Musik fassen kann, so fallen die Neuzugänge Sancia Fischbein und Julian Reinartz komplett aus dem Rahmen. Sancia Fischbein studiert kreatives Schreiben in Hildesheim. Sich mit den besonderen Erfordernissen eines Librettos vertraut zu machen, fiel ihr leicht, obwohl sie zuvor keinerlei Opernbezug hatte. Ihr Poetry-Slam-Background machte es für sie zu etwas ganz Natürlichem, dem Rhythmus und der Farbe der Sprache nachzuhorchen. Ihre Texte erschienen in verschiedenen Literatur-Zeitschriften sowie in den Anthologien Hyper und Landpartie der Edition Pächterhaus. Sie ist Mitautorin von "Rebel Books" (Hanser Verlag, 2021). Für „Domino“ hat sie einen opernuntypischen Duktus gefunden, der den Pulp Fiction-Kern von Emile Zola freilegt. "Wenn die Oper stagniert und sich nicht weiterentwickelt, läuft sie Gefahr, vorhersehbar zu werden und sich von der heutigen Gesellschaft abzukoppeln. Eine Neudefinition sichert die Relevanz der Oper."
Seit Mitte 2022 ist nun auch Julian Reinartz an Bord. Und mit ihm eine ganz neue Welt: Die Gamer Welt. Reinartz hat Gaming-Design und Media-Design in Düsseldorf studiert und seither in verantwortlicher Position Spiele entwickelt und programmiert. Er gründete die Firma Frame 6 und produzierte Spiele und Visualisierungen für Unternehmen wie Ubisoft, Astragon, Mercedes und RWE. Nachdem er Frame 6 in das renommierte Holocafe, einen VR-Raum, umgewandelt hatte, wechselte er zu Headup, heute Teil der globalen Thunderful Group. Sein neuer Schwerpunkt verlagerte sich von Spiel, Leveldesign und Betrieb auf die Rolle des Projektmanagers für das Spiel Tinkertown. "Genauso wie Videospiele sich ständig erneuern, um die Spieler zu fesseln, sollte auch die Oper den Wandel annehmen und nach Wegen suchen, sich selbst neu zu erfinden, indem sie Tradition und Moderne miteinander verbindet, um fesselnde Erlebnisse zu schaffen, die das heutige Publikum ansprechen."